Manchmal abends, wenn ich nicht schlafen kann mach ich mir einen Spaß. Setz mich in meine Rakete rein und gebe richtig Gas.
Dann düse ich mit vollem Antrieb in die Dunkelheit hinauf. Bin ich dann auf der Umlaufbahn, klapp ich mein Super-Fernrohr aus.
Ich schau auf meine dunkle Stadt und finde dann mein Haus. In manchen Fenstern brennt noch Licht, die zoom ich mir jetzt rauf.
Im Zimmer meiner Freundin Kim huscht ein Lichtstrahl durch den Raum. In der Küche blitzt es heller auf, die Hand im Kühlschrank sieht man kaum.
Von ganz weit oben ist die Welt so klein, von ganz weit oben schau’ ich in jedes Fenster rein.
Vor dem Spiegel steht der Tim, der wohnt im ersten Stock. Malt ein Bild mit Zahnpasta, hat auf Zähneputzen keinen Bock.
Die Studenten von ganz oben machen wieder mal ne Feier. Ein Stock tiefer mit dem Besenstiel Klopft an die Decke der Herr Meier.
Zwei Etagen unter mir wohnt meine Lehrerin. Die sitzt auf einem Berg von Heften in ihrem Zimmer drin.
Die schwarze Katze von Frau Schmidt liegt auf der Gartenmauer. Fast unsichtbar, zum Sprung bereit nach Mäusen auf der Lauer,
Herr Schulz im roten Schlafanzug die Arme ausgestreckt, wandelt schlafend übers Dach. Nur ich hab ich entdeckt.
Von ganz weit oben ist die Welt so klein, von ganz weit oben schau’ ich in jedes Fenster rein
Plötzlich quakt mein Bordcomputer: Achtung, Achtung, hier spricht das System. Der Treibstoff geht zu Ende. Bitte sofort den Rückflug antreten !!
Ich bringe meine Rakete runter, steure mein Fenster an. Ich ließ es ganz weit offen stehn, damit ich sicher landen kann
Aufgeregt und müd’ zugleich lieg ich in meinem Bett. Meine kleine Mondrakete hab ich im Schrank versteckt
Ich lausche in die Dunkelheit, mach’ meine Augen zu. An ganz weit oben denk` ich noch, schlafe ein in tiefer Ruh
Von ganz weit oben ist die Welt so klein, von ganz weit oben schau’ ich in jedes Fenster rein